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REBEL 11.0 review

by Harald Faber



Ein Programmpaket, das die Bezeichnung Paket auch verdient!

Bei Rebel 11 handelt es sich um das neue Programmpaket der Firma Schroeder BV, Holland. Es beinhaltet eine Fülle von Schmankerln, die das Anwenderherz höher schlagen läßt:

  1. Die neue Version 3 des bekannten, etablierten und sehr starken Rebel Century, geschrieben von Ed Schroeder, dem sympathischen Holländer.
  2. Die neue Version 2 von Rebel Tiger, dem Shooting Star des letzten Jahres, der als erster überhaupt mit seiner ersten kommerziellen Version auf Anhieb den Spitzenplatz in der Weltrangliste des Computerschachs, der schwedischen SSDF-Liste, geschafft hat, geschrieben von dem ebenfalls sympathischen Franzosen Christophe Theron.
  3. Ein völlig neuer Schachmotor (Engine), Gambit Tiger in der Version 1.0, der bereits in der Beta-Testphase einen so vorzüglichen Eindruck hinterließ, daß die Beta-Tester mit ihren überschwenglichen Berichten für große Neugier sorgten; Gambit Tiger ist ebenfalls aus der Feder von Christophe Theron und war zunächst als interessante Beigabe für Rebel Tiger 2 gedacht. Daß sich diese Engine jedoch als sehr konkurrenzfähig erweisen würde und nicht zweitklassiges Schach zu spielen vermag, überraschte selbst den Programmautoren persönlich.
  4. Den Vorgänger von Rebel Century 3, nämlich Rebel Century 2, als Analyse-Engine für Rebel Tiger 2. An dieser Stelle muß erwähnt werden, daß die Oberfläche, unter der die Tiger-Engines und auch die Century-2-Analyse-Engine laufen, die neue ChessPartner-Oberfläche ist, die vom jederzeit hilfsbereiten Lex Loep programmiert und ständig weiterentwickelt wird. Lex Loep nimmt sich aller Anregungen an, die Anwender ihm geben. Vorbildlich!
  5. Ein neues, überarbeitetes Eröffnungsbuch, je eins für Rebel Century 3 und für Rebel Tiger 2. Verantwortlich für die allseits hoch geschätzten Eröffnungsbücher ist Jeroen Noomen, ein junger und sympathischer Holländer.
  6. Eine große CAP Datenbank aus dem Analyseprojekt von Dann Corbit.
  7. Das neue CAT für Computer gegen Computer Vergleichspartien, nutzbar in Rebel Century 3.
  8. Eine neue, erweiterte Datenbank, die jetzt 800.000 Partien umfaßt, ebenfalls für Rebel Century 3.

 

Schroeder BV verzichtet bewußt auf die Zugabe alter Programme, um auch weiterhin die Kundenzufriedenheit sicherzustellen, denn Kundenzufriedenheit wird dort seit Jahren nicht nur groß geschrieben, sondern auch praktiziert. Im folgenden erhebe ich keinen Anspruch, alle Funktionen und Neuerungen zu beschreiben, sondern hebe die meiner Meinung nach wichtigsten Punkte hervor.

 

1) Rebel Century 3

Es wäre ein fast unmögliches Unterfangen, hier noch einmal alle Funktionen aufzuzählen, die Rebel Century zur Verfügung stellt, das würde ein dickes Anwenderbuch füllen. Ich möchte mich an dieser Stelle auf Neuheiten beschränken, ausführliche Beschreibungen der vorhandenen Funktionen sind zu finden im Internet unter www.rebel.nl sowie in früheren Ausgaben der Computerschachzeitschriften „Computer Schach und Spiele" (www.computerschach.de) und ChessBits (http://mitglied.tripod.de/ChessBits/index.html).

Hinzugekommen zu der fast unüberschaubaren Funktionsvielfalt ist wie bereits oben erwähnt, die Nutzbarkeit einer CAT-Datenbank. Damit soll das Ergebnis von Partien gegen andere Schachprogramme verbessert werden, denn Rebel genießt zwar den Ruf, gegen Menschen mindestens auf IM-Niveau zu spielen, gegen andere Schachprogramme ist die Erfolgsquote bislang jedoch relativ schlecht. Das liegt zwar zum einen an Autoplayer-Partien, weil das Zusammenspiel zwischen Autoplayer-Software und Rebel Century in nicht nachvollziehbaren, unregelmäßigen Abständen nicht korrekt funktioniert, zum anderen aber auch daran, daß Rebel Century zwar über ein enormes Wissen verfügt, das gegen Menschen notwendig ist, gegen andere Schachprogramme, die weniger Wissen haben, dafür jedoch schneller und damit weiter rechnen können, eher ein Nachteil ist. Um den meisten Anwendern, die mit diesem Vorhandensein des vielen Wissens sehr zufrieden sind, weiterhin gerecht zu bleiben, auf der anderen Seite aber auch ein besseres Abschneiden gegen andere Schachprogramme zu erreichen (diese Vergleiche dienen inzwischen mehr und mehr als Maßstab), ohne jedoch Wissen aus Rebel Century herauszunehmen, hat Ed Schroeder zum einen die Suche verbessert, und zum anderen das Hilfsmittel CAT eingeführt. CAT ist eine Datenbank mit Stellungen, die bereits Analyse-Informationen enthalten, auf die Rebel Century zugreifen kann, ohne die Suche für diese Stellungen erneut komplett durchführen zu müssen. Dadurch spart Rebel Century Zeit und kann im Idealfall einen Halbzug (oder mehr) tiefer rechnen, was die Qualität des berechneten Zuges erhöht. Die CAT-Datenbank muß nicht zwangsläufig vorher durch eine zeitaufwendige Analyse von Stellungen durch Rebel Century erstellt worden sein, sie kann auch von jedem anderen Programm erzeugt werden, das die EPD-Konventionen einhält und die benötigten Informationen abspeichert. Die so zur Verfügung stehenden EPD-Dateien müssen dann in Rebel Century importiert und anschließend geladen werden. Dies geschieht durch Daten->CAT anlegen und Daten->EPD als CAT. Um aber nicht immer nur eine CAT-Datenbank nutzen zu können, gibt es die Möglichkeit, CAT-Datenbanken zu verschmelzen, sprich aus zwei Datenbanken wird eine. Dazu bedarf es lediglich der Auswahl über den Menüpunkt Daten->CAT verschmelzen. Über den praktischen Nutzen kann man in so kurzer Zeit noch nichts genaues sagen, dazu bedarf es eingehender Analysen, der theoretische Nutzen ist jedoch auf jeden Fall einleuchtend und auch auf der Rebel-Homepage im Internet nachzuschauen. Wichtig hierbei ist noch, daß Rebel Century bereits mit drei großen CAT-Datenbanken ausgeliefert wird, wobei eine davon auf Partien zwischen Schachprogrammen besteht, die immer noch das Maß aller Vergleiche darstellt, der SSDF. Eine im Vergleich dazu riesige CAT-Datenbank ist ebenfalls noch auf der CD enthalten, das bereits oben erwähnte CAP-Projekt von Dann Corbit. Die normale CAT-Datenbank enthält 11.088 Positionen, die compcomp-CAT hat 143.774 Positionen, SSDF-CAT 51.258 Positionen und die riesige CAP-CAT 946.405 Positionen. Für die CAP werden runde 66MB an Speicherplatz auf der Festplatte benötigt, die anderen liegen in bescheideneren MB-Bereichen. Auf alle Fälle ein sehr interessanter Ansatz, der jedoch nicht darüber hinwegtäuschen darf, daß durch den Gebrauch dieser Möglichkeiten zwar die Ergebnisse, vor allem gegen andere Schachprogramme, besser werden, ein Rückschluss auf eine stärkere Engine darf man auf keinen Fall ziehen, werden mit dieser Methode lediglich gespeicherte Informationen abgerufen, ähnlich wie bei den inzwischen ausgerechneten Endspieldatenbanken. Es bleibt auch noch zu prüfen, ob mit CAT Motive erkannt werden. Man nehme eine Stellung, die in der CAT-Datenbank enthalten ist und den Lösungszug enthält. Dann entferne oder füge man einen unwichtigen Bauern hinzu und prüfe, ob der Lösungszug immer noch gefunden wird.

Nichtsdestotrotz ist die Spielstärke von Rebel Century über jeden Zweifel erhaben.

Ein kurzer Testlauf von 8 Partien auf meinem inzwischen betagten K6-200 gegen den mehr als doppelt so schnell agierenden K7-500 mit Shredder4 brachte bei einer Bedenkzeit von 3 Stunden pro Seite pro Partie ein anständiges 4.0-4.0 zustande. Will man nun abschätzen, wie dieses Ergebnis ungefähr einzuordnen ist, so addiere man für den Geschwindigkeitsunterschied vom Faktor 2 eine ELO von ca. 70 hinzu, so wäre Rebel Century 3 mit diesem kurzen Ergebnis als ca. 70 Punkte stärker als Shredder4 einzuschätzen.

Anmerkung: Die 70 Punkte sind ein statistisch sehr genauer Wert, der von der SSDF mit vielen Programmen und Partien ermittelt wurde, wenn Schachprogramme sowohl auf langsamer Hardware getestet wurden als auch auf doppelt so schneller. Der Punktgewinn betrug/beträgt bei den Programmen zwischen 60 und 100 Punkten, 70 ist also eine eher vorsichtige Schätzung.

Zwei Partien aus dem Kurzmatch, die zeigen, wie sicher Rebel Century 3 im Mittelspiel einen Vorteil ausbauen kann:


Rebel Century 3/K6-200 – Shredder4/K7-500, Partie in 3 Stunden:

1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 g6 6. Le3 Lg7 7. f3 Sc6 8. Dd2

O-O 9. O-O-O d5 10. exd5 Sxd5 11. Sxc6 bxc6 12. Ld4 e5 13. Lc5 Te8 14. Sxd5

cxd5 15. Dxd5 Dxd5 16. Txd5 Le6 17. Td6 Lxa2 18. b4 Lf8 19. Ta6 Lxc5 20. bxc5

Le6 21. Lb5 Tec8 22. c6 Tc7 23. Kd2 f6 24. Tha1 g5 25. Kc3 Kf7 26. h3 Ke7 27.

Kb4 h5 28. Kc5 h4 29. Ld3 Lc8 30. T6a5 Ld7 31. Le4 Le6 32. c4 Ld7 33. T5a2 Lc8

34. Ld5 Lf5 35. Ta5 Ld7 36. T1a2 Lc8 37. Tb2 a6 38. Tb1 f5 39. Tb3 f4 40. Tb1

Kf6 41. Kb6 Taa7 42. c5 Te7 43. Td1 Lf5 44. Txa6 Txa6+ 45. Kxa6 Te8 46. c7 Ke7

47. Lb7 Le6 48. Kb6 g4 1-0

Rebel Century 3/K6-200 – Shredder4/K7-500, Partie in 3 Stunden:

1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. Dc2 O-O 5. a3 Lxc3+ 6. Dxc3 b6 7. Lg5 Lb7 8.

f3 h6 9. Lh4 d5 10. e3 Sbd7 11. cxd5 Sxd5 12. Lxd8 Sxc3 13. Lh4 Sd5 14. Lf2 c5

15. Lb5 Tad8 16. e4 Sf4 17. Lg3 a6 18. Lxd7 Sd3+ 19. Kd2 Sxb2 20. Kc3 Txd7 21.

Kxb2 cxd4 22. Sh3 f6 23. Tac1 e5 24. Sf2 Kf7 25. Tc2 Tc8 26. Txc8 Lxc8 27. f4

exf4 28. Lxf4 a5 29. Tb1 h5 30. h4 La6 31. Ka1 Tb7 32. e5 Kg6 33. exf6 gxf6 34.

Ld6 Kf5 35. g3 Le2 36. Tb2 d3 37. Lf4 b5 38. Tb3 b4 39. axb4 Txb4 40. Txb4 axb4

41. Kb2 Ke6 42. Le3 Lf3 43. Sxd3 Kd5 44. Sxb4+ Ke4 45. Lf4 Le2 46. Kc3 Lb5 47.

Ld6 Le8 48. Kc4 Lf7+ 49. Kc5 Lb3 50. Lf4 Kf5 51. Sd5 Ke6 52. Sc7+ Kd7 53. Sb5

Le6 54. Ld2 Ke7 55. Sc7 Lg4 56. Sd5+ Ke6 57. Lc3 f5 58. Sf4+ Kf7 59. Kd6 Lf3

60. Ke5 Lg4 61. Lb4 Kg7 1-0

Natürlich ist ein Mini-Match wie dieses mit lediglich acht Partien viel zu wenig, um zuverlässige Aussagen zu treffen, es zeigt aber bereits, daß Rebel Century erhebliche Fortschritte im Bereich Computer gegen Computer zu verzeichnen hat. Laut Ed Schroeder steckt in dieser Version eine stark verbesserte Suche, die sowohl für eine höhere Suchtiefe sorgt als auch für eine bessere taktische Sicht, die bei früheren Versionen fehlte und so manches Mal dem Rebellen in Partien gegen andere Programme zum Verhängnis wurde. Es sieht auf jeden Fall danach aus, daß bei diesem Rebel Century wieder ein gutes Stück an Spielstärke hinzugekommen ist. Dies ist zwar inzwischen nur noch schwer festzustellen für die meisten von uns, aber man merkt es dennoch, wenngleich es sich hierbei lediglich um ein subjektives Gefühl handelt. Wer der Meinung ist, daß Rebel Century zu schwach spielt, dem lege ich ans Herz, selbst gegen Rebel Century zu spielen. Wer nach 30 Zügen immer noch keine Verluststellung hat, darf sich schon als sehr guten Spieler bezeichnen, denn Rebel Century versteht es sehr gut, mit druckvollem Spiel deutliche Vorteile zu erspielen. Aber das sehen Sie am besten selbst.


2) Rebel Tiger 2

Die Programmoberfläche:

 

Was das Besondere an Rebel Tiger 2 ist, läßt sich mit wenigen Worten schnell beschreiben: Es ist individuell konfigurierbar. Die Iconleiste kann mit Icons versehen werden, die jede Funktion aus den Menüs bietet. In der obigen Abbildung sieht man z. B. meine Gestaltung, bei der ich die Buttons "Options...", "Edit Position" und "Autoplayer232" hinzugefügt habe, weil ich diese Funktionen öfter benötige. Analog lassen sich beliebige Konstruktionen finden. Viele nützliche Funktionen sind bereits in der Iconleiste enthalten, z. B. Spieler einstellen, Spielstufe einstellen, Daueranalyse, Datenbank öffnen, Datenbank neu erstellen, nächste/vorherige Partie laden, Rechne, Drucken, Partie speichern, kopieren, einfügen, Zugvorschlag.

Weiterhin lassen sich die Informationsfenster, wie bei einem Windows-Standardprogramm üblich, frei konfigurieren. Das betrifft sowohl die Größe als auch die Anordnung. Die obige Abbildung zeigt die Anordnung, die standardmäßig gestartet wird, lediglich die Farben habe ich selbst angepaßt. Es stehen bereits 15 verschiedene Layouts zur Verfügung, die ausgewählt oder als Vorlage zur eigenen Gestaltung benutzt werden können. Somit sollte es keine Beschwerden über eine wenig funktionelle Oberfläche mehr geben, der Benutzer kann ja alles selbst seinen Vorstellungen entsprechend gestalten.

Die Datenbankfunktionen sind eher spartanisch. Die Suche beschränkt sich auf Spielername, Turnier, Eröffnung und Datum.

Partien lassen sich nicht ersetzen, sie werden ans Ende der Datenbank erneut gespeichert.

Für Anwender, die kein anderes Schachprogramm besitzen, um mehr mit Datenbanken zu arbeiten, wird diese Funktionalität kaum ausreichen.

Auch die Eröffnungsbücher kommen etwas kurz. Das mitgelieferte Eröffnungsbuch für Chess Tiger und Gambit Tiger läßt sich nicht editieren. Weder in der Ausspielhäufigkeit noch in der Änderung der Züge, Löschen oder Hinzufügen von eigenen Eröffnungsvarianten ist nicht möglich. Will man derartiges durchführen, muß man ein ganz neues Eröffnungsbuch erstellen. Das hat den Nachteil, daß, wenn dieses neue Buch in der Partie keine Züge mehr enthält, nicht automatisch im Originalbuch nachgeschaut wird, ob dort noch Züge zu finden sind. Das selbst erstellte Buch sollte als möglichst umfangreich sein. Die Unterscheidung geschieht durch eine Trennung zwischen GUI-Buch (was der Benutzer selbst erstellen und verändern kann) und Engine-Buch (das nicht editierbare Original-Tiger-Buch). In der nächsten Version, evtl. gibt es ein kostenloses Update zwischendurch, soll dieses Manko beseitigt sein.

Neu ist die Möglichkeit der Einbindung von Winboard-Engines.

Wem das nichts sagt: Winboard ist eine kostenlose, englischsprachige Benutzeroberfläche mit einer offenen Schnittstelle für Engines. Diese Oberfläche erleichtert Amateurprogrammierern, ihre Engine weiter zu entwickeln, weil sie sich dabei nicht auch noch um die Benutzeroberfläche kümmern müssen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von solchen Amateurengines, die kostenlos im Internet heruntergeladen werden können. Hier kann nun der Anwender auf die Rebel Tiger 2-Benutzeroberfläche zurückgreifen, denn sie ist zweifellos besser als Winboard, um solche Amateurengines zu benutzen.

Was manche vermissen werden, weil es inzwischen sehr beliebt ist, sind Partien zwischen verschiedenen Engines unter Rebel Tiger 2 oder gar ganze Turniere verschiedener Engines. Mir persönlich macht das nichts, da ich sowieso von diesen Turnieren nicht viel halte, diverse Leserbriefe in Computerschachzeitschriften und Computerschachforen zeigen jedoch deutlich, daß eine Vielzahl an Anwendern diese Art der Unterhaltung mögen.

Neu ist weiterhin die Möglichkeit, sich aus Rebel Tiger 2 mit dem Internet zu verbinden und online Partien zu spielen. Dies geschieht bei einem Internet Chess Server, kurz ICS genannt, bei dem man sich vorher anmelden muß. Weitergehende Information bitte ich an anderer Stelle zu erfragen, diese Funktionalität benutze ich nicht.

Bezüglich der Engine des Chess Tiger 13 zeigten bisherige Testergebnisse eine deutliche Verbesserung der vorher schon sehr starken Vorgängerversion Chess Tiger 12. Sie ist über jeden Zweifel erhaben. Die typische Chess Tiger Partie läuft in etwa so ab: Chess Tiger kommt recht gut aus der Eröffnung, spielt das Mittelspiel sehr sicher. Und wenn der Gegner im Endspiel keinen Fehler macht, endet die Partie remis, ansonsten gewinnt Chess Tiger. Der Spielstil erinnert auf jeden Fall an den alten Genius, wo Kritiker immer von „langweiligem Geschiebe" reden. Genius tat das sehr erfolgreich, und Chess Tiger hat noch ordentlich nachgelegt. Langweilig ist subjektiv, darüber mag jeder selbst entscheiden, auf jeden Fall spielt Chess Tiger auf diese Art sehr erfolgreich und wird sich ganz sicher in der schwedischen Computerrangliste SSDF unter den ersten drei plazieren.

Neu ist der Gambit Tiger 1.0, eine Engine, die zunächst als unterhaltsame Zugabe gedacht war. Doch recht zügig wurde klar, daß diese Engine nicht minder erfolgreich spielt wie der „alte, große" Bruder. Als einzigen Unterschied zum Chess Tiger nannte Christophe Theron, daß er der Engine deutlich mehr Wissen um Königsangriffe mitgegeben hat. Doch genau diese Änderung macht Gambit Tiger zu einem phantastischen Angreifer! Im Internet wird eine Glanzpartie nach der anderen präsentiert, in denen Gambit Tiger für gewinnenden Angriff Material hergibt. Aber machen Sie sich selbst ein Bild:


Gambit Tiger – Mephisto TISC 1ML, 1 Stunde pro Partie:

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Sf6 4.d4 exd4 5.Sd5 Sxe4 6.De2 f5 7.Sg5 d3 

8.cxd3 Sd4 9.Dh5+ g6 10.Dh4 Sc2+ 11.Kd1 Sxa1 12.dxe4 c6 13.Sc3 Df6 

14.e5 Dxe5 15.Lc4 Le7 16.Te1 Dd6+ 17.Ld2 Df6 18.Lf7+ Kd8 19.Txe7 Kxe7 

20.Sd5+ cxd5 21.LL4+ d6 22.Lc3 Dxc3 23.bxc3 Kd7 24.Dd4 Tf8 25.Lxd5 Te8

26.Dg7+ Kd8 27.Lxb7 Ld7 28.Lxa8 h6 29.Sf7+ Kc7 30.Ld5 Te7 31.Df6 Txf7 

32.Dxf7 Kd8 33.Dxg6 Kc7 34.c4 La4+ 35.Kd2 Lc6 36.c5 Lxd5 37.Dxd6+ Kc8 

38.Dxd5 a5 39.Df7 Sb3+ 40.axb3 Kd8 41.c6 a4 42.Dd7# 1-0

Auch beim Computerschachturnier in Thüringen, November 2000, gab es für die Konkurrenz nicht viel zu lachen, obwohl die Gegnerschaft auf doppelt so schnellen Rechnern lief, was üblicherweise einen klaren Vorteil bringt:


Gandalf 4.32f – Gambit Tiger

1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Lg5 e6 7. f4 Dc7 

8. Df3 b5 9. Lxf6 gxf6 10. e5 d5 11. exf6 b4 12. Sce2 Sd7 13. f5 e5 14. Se6 

fxe6 15. fxe6 Sxf6 16. Dxf6 Lg7 17. Df5 Tf8 18. Dh5+ Kd8 19. Dxh7 Lxe6 20. 

Dg6 Tf6 21. Dg3 Lh6 22. Dh4 De7 23. Dg3 Dc5 24. c3 Kd7 25. Dh4 Taf8 26. a3 

De3  27. Td1 Tg6 28. h3 Tf4 29. g4 Lg5 30. Dh7+ Tf7 31. Dxf7+ 0-1



Gambit Tiger – Nimzo 7.32

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Le3 e6 7.Dd2 b5 8.f3 Sbd7 

9.g4 h6 10.O-O-O Lb7 11.h4 b4 12.Sa4 Da5 13.b3 Sc5 14.a3 Sxa4 15.axb4 Dc7 

16.bxa4 d5 17.e5 Sd7 18.f4 Sb6 19.f5 Sxa4 20.fxe6 Sc3 21.exf7+ Kxf7 22.Ld3 

Sxd1 23.Tf1+ Kg8 24.Kxd1 Dxe5 25.Lg6 Ld6 26.Lf7+ Kh7 27.Lf4 De4 28.Lxd6 Thd8

29.Lf4 Tf8 30.Te1 Dxe1+ 31.Dxe1 Txf7 32.De5 a5 33.bxa5 Lc8 34.Ld2 Lxg4+ 35.

Kc1 Td7 36.Sc6 Tc8 37.Se7 Te8 38.Lb4 h5 39.Lc5 Tb7 40.a6 Texe7 41.Lxe7 Ta7 

42.Lf8 1-0

Wo immer sich eine reelle Möglichkeit bietet, schlägt Gambit Tiger gnadenlos zu. Es handelt sich wohl um die zur Zeit angriffsstärkste Engine, die jeder Gegner, ob Mensch oder Maschine, noch fürchten wird. Interessanterweise hat der Programmautor selbst keinen Spielstärkeunterschied ausmachen können zwischen dem Angriffsmonster Gambit Tiger und dem solide spielenden Chess Tiger. Warten wir’s ab und erfreuen uns an den faszinierenden Partien. Für mich DIE Engine und DIE Überraschung des Jahres!

Auch beim Gambit Tiger bin ich sicher, daß ein Platz unter den Top-3 der SSDF herausspringen wird.

Eine kleine Nettigkeit fehlt noch bei der Engine: der so genannte k-best-Modus. Damit ist gemeint, auf Wunsch die 2, 3, 4 oder noch mehr besten Züge und Varianten im Analysemodus der aktuellen Stellung angezeigt zu bekommen.

Einzigartig ist die Möglichkeit, in einer Stellungsanalyse Züge auszuwählen, die entweder ausschließlich analysiert oder von der Analyse ausgeschlossen werden sollen. Leider gibt es dabei noch ein kleines Darstellungsproblem im Analysefenster, die Programmierer arbeiten aber bereits daran.

Um auch die Rebel Century-Fans auf ihre Kosten kommen zu lassen, kann man als Hintergrundanalyse die Engine des Rebel Century 2 rechnen lassen. So bekommt man sogar noch eine dritte „Meinung" zur aktuellen Stellung.

Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen:

An Fehlern gibt es so gut wie nichts zu berichten, lediglich der Funktionsumfang ist noch verbesserungswürdig. Da es sich jedoch um ein recht junges Produkt handelt, wird jederzeit intensiv an Erweiterungen gearbeitet, so daß es durchaus sein kann, daß die eine oder andere Funktion, die ich noch vermisse, bereits implementiert ist und in der nächsten Version bzw. evtl. kostenlosen Update erscheinen wird.

Alles in allem ein sehr gelungenes Paket, das angesichts des Preises von DM 129,-- bzw. DM 89,-- für das Update mit zwei Spitzenschachprogrammen und insgesamt drei Engines im Moment alles in den Schatten stellt. So viel geballte Spielstärke gibt es sonst nirgends zu kaufen, erst recht nicht zu diesem Preis. Im Gegensatz zu fast allen anderen Schachprogrammen verzichtet Schroeder B. V. auf einen lästigen Kopierschutz.

Als Fazit ist dieses konkurrenzlose Programmpaket ein absolutes Muss für jeden Schachfreund, der mit diesen Programmen noch sehr lange Freude haben wird.

Für mich ist es DAS Paket des Jahres! Glückwunsch an Ed Schroeder, der es wieder einmal geschafft hat, ein solch phantastisches Angebot zusammengestellt zu haben!

 

 

Harald Faber, Haltern, 25.11.2000